Informationsveranstaltung zur SuedLink-Trasse am 23. März 2022
SuedLink ist ein „heißes Eisen“ im Werra Meißner Kreis – Bürgerinitiativen, Bürgermeister und Kommunen protestieren öffentlichkeitswirksam gegen die ca. 60 km lange Stromtrasse durch den Kreis. Bedenken werden auch im Grünen Umfeld geteilt.
Daher hat der Kreisvorstand zur mitgliederinternen Informations- und Diskussionsveranstaltung eingeladen und dafür mit Frau Dr. Ingrid Nestle, MdB und energiepolitische Sprecherin der Grünen Fraktion im Bundestag, eine Fachexpertin gewinnen können. Als Staatssekretärin im Umweltministerium Schleswig-Holsteins unter Robert Habeck war sie von 2012-2017 u.a. für die praktische Umsetzung einer ambitionierten Grünen Energiepolitik zuständig.
Die Teilnehmer*innen folgten dem lebendigen und informativen Vortrag und diskutierten anschließend miteinander. Der Einstieg in die Thematik erfolgte über eine Präsentation, aus der die hier wiedergegebene Grafik stammt.
Ausgehend von den für eine erfolgreiche Klimawende erforderlichen Offshore-/Onshore-Windkraftanlagen und Photovoltaikanlagen ist nach derzeitigen Prognosen mehr als eine Verdoppelung der Windkraft an Land, fast eine Vervierfachung der Photovoltaik und der Windkraft auf See erforderlich (s. dazu Grafik der Zielzahlen in Gigawatt (GW)). Nur durch einen zügige Beendigung der Verbrennung von Kohle, Gas, Erdölprodukten sowie einen konsequenten Atomausstieg können die Klimaschutzziele erreicht werden. Die zukünftig erforderliche Strommenge wird sich im Vergleich zu heute mehr als verdoppeln. Das ist ohne die Modernisierung und den Ausbau der Stromnetze nicht möglich.
In diesem Gesamtplan spielen die Offshore-Windkraftanlagen eine zentrale Rolle: Der Wind weht auf offener See entschieden kontinuierlicher und intensiver als der Wind auf Land (4000 Volllaststunden/Jahr).
Fazit: In der Gesamtplanung ist die Windkrafternte im Norden Deutschlands und die Verteilung des Stroms über ein letztendlich europäisches Gesamtnetz unverzichtbar. Für die Umsetzung dieses Plans und für die Stabilisierung der zukünftigen Energieversorgung ist ein starkes Stromnetz, sind Trassen wie SuedLink unverzichtbar. Angesicht der aktuellen Lage (Ukraine-Krieg) gewinnt das Ziel, unabhängig von fossilen Energien zu werden, neue Bedeutung.
Es folgten viele Informationen zur Planung dieses Großprojektes, die belegen, dass vielen höchst unterschiedlichen Anforderungen und Einsprüchen Rechnung getragen wird. Darauf wurde in der folgenden Diskussion eingegangen. Im Zentrum der Diskussion stand die Frage, ob für eine erfolgreiche Energiewende eine zentrale Energieproduktion und deren europäische Verteilung im Netz erforderlich ist. Die Antwort ist eindeutig: Ja. Eine regionale Ausrichtung der Stromproduktion wäre vor 20 Jahren eine Option gewesen – sie wurde jedoch nicht umgesetzt. Jetzt müssen wir mit den Bedingungen planen, wie wir sie vorfinden.
Weiterhin wurden im Laufe der Diskussion u. a. die Auswirkungen der Stromtrasse auf Umwelt, Landwirtschaft und Tourismus besprochen. Konsens war, dass die Umsetzung von SuedLink zwar mit Eingriffen verbunden ist, diese aber hinsichtlich ihrer Folgewirkungen abgewogen erfolgen. So berücksichtige zum Beispiel die laufende Planung 1100 Prüfpunkte. Zudem würden im Werra-Meißner-Kreis keine Waldrodungen vorgenommen. Hinsichtlich der schwierigen Situation der Landwirte wurde festgehalten, dass es wichtig sei, sie nicht nur angemessen zu entschädigen, sondern ihre Bedenken und Fragen bei der Umsetzung der Stromtrasse wahrzunehmen.
Dem oft von SuedLink-Kritikern vorgebrachten Argument, dass die Stromtrasse den Tourismus im Kreis beeinträchtigen würde, wollte keiner der Teilnehmenden folgen, schließlich stelle der Neubau der A44 einen vielfach größeren Eingriff in die Natur dar, der mehrheitlich vehement begrüßt wurde.
Fazit der Veranstaltung war: In der Abwägung zwischen energiepolitischen und umweltpolitischen Zielsetzungen bekannten sich die Anwesenden zum SuedLink und zu weiteren erforderlichen Stromtrassen. Denn eine sichere und stabile zukünftige Stromversorgung, und die geforderte Energiewende überhaupt, benötigt neben anderen Maßnahmen auch den Offshore erzeugtem Windstrom.
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